Corona-Kolumne, Teil 2: Australien macht dicht und ich komme nicht nach Hause

Teil 2 meiner Corona-Kolumne für TRAVELBOOK

Wir sind noch immer in Australien. Wegen geschlossener Grenzen und Flughäfen haben mein Freund und ich es noch nicht zurück nach Berlin geschafft. Für TRAVELBOOK durfte ich aufschreiben, wie es mir inzwischen geht und was mir jetzt hilft. Außerdem ein paar Tipps für andere Deutsche in Australien.

Ich möchte nach Hause. Und kann nicht. Nachdem unser Flug am 21. März gecancelt wurde, wollten mein Freund und ich erst einmal abwarten. Schauen, wie sich die Situation hier in Melbourne und in Europa entwickelt. Wir waren unsicher, ob wir jetzt wirklich aus dem nach wie vor entspannten Australien zurück ins Ausgangssperren-bedrohte Berlin fliegen wollten. Da war einerseits mein Gefühl, in der Nähe meiner Lieben sein zu wollen. Vor allem aus Angst, dass denen was passieren könnte. Andererseits können wir hier noch vor die Tür, haben Freunde um uns und mehr Platz als in unserer Zwei-Zimmer-Wohnung in Berlin. Also warteten wir.

Teil 1: Meine Angst, in Australien festzusitzen

Dann kam die erste Stufe der Corona-Sperren in Victoria. Die meisten Restaurants, Kinos, Fitnessstudios & Co. sind geschlossen, unnötige Aktivitäten sollen unterlassen werden. Wir waren eh schon zu Hause, die Frage, ob ich nun überhaupt noch an den Strand, in den Wald oder in die ohnehin menschenleere Innenstadt fahren kann, stellte sich mir hier aber doch. Denn so richtig „nötig“ sind diese Aktivitäten nicht, tun aber eben gut. Die Frage kam auch deshalb auf, weil etwa Quarantäne-Brecher 20.000 AUS-Dollar (ca. 10.800 Euro) zahlen müssen. Die Antwort ist „Ja“, wir dürfen noch spazieren gehen, halten eben mindestens 1,5 Meter Abstand und treffen uns nicht in Gruppen.

Australien macht zu

Mit der ersten Stufe wurde mir vor allem anderen aber klar: Jetzt möchte ich wirklich nach Hause. Nicht mehr länger warten. Wenn Komplett-Lockdown, dann vielleicht lieber zu zweit zu Hause als zu viert hier, wo ich mich sehr wohl, aber nicht zu Hause fühle. Außerdem macht Australien seine Grenzen dicht, momentan kann keiner sagen, wie dicht und für wie lange.

Also schaute ich nach Flügen – und bekam erst einmal einen Schock. Nach Hause war auf einmal gar nicht mehr so möglich wie ich gehofft hatte. Meine erste Suche ergab ausschließlich Flüge ab 3.000 AUS-Dollar (etwa 1.600 Euro)! Allesamt mit mindestes einer 52-stündigen Reise über zahlreiche Transit-Flughäfen verbunden. So extrem blieb es nicht. Es gab noch ein paar günstigere (damit meine ich ab 600 Euro aufwärts). Das Problem waren die Flughäfen. Auf einigen Flugbuchungsseiten wurden Flüge angeboten, deren Transit-Airports zum Zeitpunkt des Fluges längst geschlossen sein sollten. Alle möglichen Flugsperren, Anforderungen etc. gecheckt blieb am Ende noch ein vernünftiger Flug übrig: in einer Woche über Jakarta in Indonesien, das bis dahin keine Sperre ausgerufen hatte. Wir haben ihn nicht gebucht, fast überzeugt, dass die Sperre in den nächsten Tagen kommt. Wenige Minuten später war der Flug ohnehin weg.

Wie kommen Deutsche aus Australien nach Hause?

Ich habe zahlreiche E-Mails von Lesern bekommen, die wie wir in Australien sind und sich fragen, ob sie fliegen oder bleiben und was sie in der Zwischenzeit tun sollen. Zu der Frage bleiben oder fliegen möchte ich Ihnen allen eins ans Herz legen: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Ich weiß nicht, was für Sie richtig ist, Sie selbst wissen es aber auf jeden Fall. Auch ich war in den ersten Momenten voller Unsicherheit, Zweifel und Purzelbäume schlagender Horrorszenarien. Unter all dem war aber immer dieses kleine Gefühl, das schließlich lauter wurde: Ich will nach Hause. Gleichzeitig fühlte ich tief drinnen auch, dass alles okay ist. Egal, ob ich noch Monate hier sitze oder morgen fliegen kann, es ist in Ordnung, mir geht es gut. Seit ich das wieder erkannt habe, bin ich ruhiger und kann all die schönen Dinge und tollen Menschen um mich herum wieder sehen und die Zeit hier genießen.

Das zum emotionalen Teil. Weil ich aber weiß, dass viele ganz doll überfordert sind, einfach nur noch nach Hause wollen und nicht wissen, wie sie das hinkriegen sollen, hier noch ein paar handfestere Tipps: Wer es noch nicht gemacht hat, sollte sich unbedingt auf zwei Listen des Auswärtigen Amts setzen. Zum einen ist das die der Rückholaktion, zum anderen Elefand. Die sind mitunter überlastet, versuchen Sie es einfach weiter. Sobald Sie da draufstehen, bekommen Sie vom Auswärtigen Amt regelmäßig E-Mails, die Sie über den neusten Stand informieren. So wie aktuell: Qatar fliegt noch und ist Teil des Rückholprogramms. Hier sollten Sie aber vermutlich schnell sein.

Neben diesen schnellen Tipps haben wir bei TRAVELBOOK ebenfalls mehrere Texte zum Thema Corona, die Ihnen hoffentlich weiterhelfen.

Akzeptanz erleichtert die Coronakrise

Und was machen wir in der Zwischenzeit bis zum Flug? Akzeptieren. Ich meine das ganz ernst. Die Situation ist gerade genau so, wie sie ist. Wie ich damit umgehe, kann ich aber selbst entscheiden – genau wie jeder andere auch. Ich und Sie können jetzt in Panik verfallen und die Supermärkte leerkaufen, wütend werden auf andere und unseren Brast an ihnen auslassen. Beides hilft überhaupt nicht. Macht Panik, Wut und Trauer wahrscheinlich nur schlimmer. Stattdessen können wir uns auch bewusst machen, welche Gefühle und Themen gerade hochkommen. Und sie einfach fühlen. Und annehmen. Und uns die Frage stellen: Was kann ich hier lernen? Denn jedes Gefühl, das hochkommt, ist da aus einem Grund – und war da wahrscheinlich früher schon mal. Die Corona-Pandemie bringt es bloß wieder hoch, hält quasi den Spiegel vor. Und sie bringt noch etwas mit: Zeit, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Und dafür (und viele andere Dinge) bin ich dankbar.

Veröffentlicht auf Travelbook.de.

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